Alles vorbei

Spanien ist Weltmeister. Irgendwie kann ich mich darüber nicht wirklich freuen. Es liegt wohl nicht daran, dass sie es nichts verdient haben, ganz im Gegenteil. Aber ein wenig bin ich doch immer noch enttäuscht, dass es nicht Deutschland ist.
Die Niederlande haben gestern durch ihre Tritt-Arie gezeigt, dass sie es auch im dritten Versuch nicht verdient haben, den Pokal zu gewinnen. Unfassbar wie ein Spieler wie Nigel de Jong, den ich eigentlich sehr schätze, dermaßen in Tim Wiese-Manier in den Gegner reinrammt. Den Höhepunkt setzte aber Arjen Robben. Zweimal läuft er auf den Torwart mehr oder weniger freistehend zu und schafft es nicht den Ball in Casillas Tor unterzubringen. Dann beschwert er sich noch beim Schiedsrichter, weil er angeblich gefoult wurde und bekommt sich nicht mehr ein. Als Mitspieler würde ich ihm mal gehörig die Meinung sagen, vor allem deshalb weil er nicht nur große Schuld hatte, dass die Niederlande das Spiel verloren hat, sondern weil er gefühlt nur zwei Pässe gespielt hat. Ich hab nicht die genauen Zahlen, aber als ich mir in der 105. Minute die Livestatistik angeschaut habe, hatte Robben 20 Pässe. Zum Vergleich: Die meisten Pässe hatte Xavi mit 107 gespielten Pässen.
Unglaublich. Scheinbar ist der Herr Robben der Meinung, dass er mit seinen Tempodribblings mehr Schaden anrichtet, als wenn er einen klugen Pass spielt. Gegen schwache Gegner mag dies vielleicht auch zutreffen. Aber wenn man gegen den Europameister und jetzigen Weltmeister antritt, muss man sein Spiel auch mal anpassen können.
Und da sollte man als Mannschaft auch einmal dazwischengehen. Allerdings hatte ich im ganzen Finale das Gefühl, dass sich im Vergleich zu den anderen holländischen Teams, die bei einer WM antraten, nicht viel getan hat. Alle Stars sind arrogant und eigensinnig. Der einzige Unterschied diesmal war nur, dass sie effizienter spielten als frühere Teams.
Aber genug von den Holländern.
Was bleibt von dieser WM?
Spielerisch war sie sicher nicht herausragend. Die wenigen Glanzlichter setze Deutschland und teilweise Spanien, ausgerechnet in dem Spiel, wo Deutschland eben keine setzte. Die Vorrunde war geprägt von defensiv eingestellten Aussenseiterteams, die es den Favoriten so schwer wie möglich machen wollten, was dann schließlich auch gelang. In den Finalsspielen wurde es dann ein wenig besser, aber es reichte insgesamt nicht aus, um den Durchbruch zu schaffen. Am meisten enttäuschten natürlich England, Italien und vorallem Frankreich. Diese drei Nationen werden es schwer haben sich erstmal für die EM zu qualifizieren und dort eine entscheidende Rolle zu spielen. Das gilt vom fußballerischen her definitiv für Italien, die jetzt ungefähr dort stehen, wo Deutschland nach der Ägide von Erich Ribbeck stand. Hinzu kommt, dass auch die italienische Liga, trotz dem Champions League Sieg von Inter Mailand, kurz vor dem Abgrund steht. Bleibt abzuwarten, ob die Italiener die gleichen Schlüsse daraus ziehen wie die Deutschen.
Zurück bleibt auch die südamerikanische Vorherrschaft, die es in Wirklichkeit nie gegeben hat. Kamen noch alle 5 Mannschaften ins Achtelfinale, schaffte es nur eine ins Halbfinale und die verlor auch noch das Spiel um Platz 3. Gegensätzlich da das Bild der Europäer. Nur 6 Mannschaften schafften den Sprung ins Achtelfinale, von denen aber die Hälfte in die Runde der letzten 4 einzog.
Es reicht halt nicht ein ehemaliges Idol und einen Weltstar in den Mittelpunkt zu stellen oder einfach europäische Tugenden zu übernehmen. Dem südamerkanische Fussball muss was einfallen, will er sich nicht komplett überrunden lassen. Die Vorraussetzungen sind da, nur muss jetzt eine eigene Linie gefunden werden, um 2014 auf dem eigenen Kontinent erfolgreich zu sein. Sonst werden in den nächsten Jahren Deutschland, Spanien und ein paar wenige andere Europäer den Ton angeben.

1 Comment:

Aennie said...

Nicht, dass ich etwas davon verstehen würde, aber meiner Meinung nach doch gut zusammengefasst^^. Danke für die WM-Berichterstattung!

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