"Wir ham die Schnauze voll"

Lang, lang ists her, dass ich mich hier zu Wort meldete, lange hat meine Faulheit die Oberhand gehabt, aber so langsam reicht es mir. Ich muss mich mal wieder über den, über meinen HSV äußern.
Samstag war ich, wie so oft in letzter Zeit, in Leipzig unterwegs, um mich in diversen Sportkneipen meinem Lieblingssport hinzugeben. Und natürlich um jedesmal, wenn es heißt "Tor in Hamburg" in freudiger Erwartung auf eine Traube jubelnder Fussballer in roten Hosen zu hoffen.
Das hat sich seit gestern geändert. Ein 2:4 gegen Leverkusen, eine (scheinbar) tote Mannschaft, ein nebulös sprechender Torwart und vieles mehr sind das Ergebnis dieses Wochenende, das nun auch dem loyalsten HSV-Anhänger begreiflich macht, dass diese Saison nicht mehr in ein positives Resultat münden wird.
Aber fangen wir von vorne an. Vor dem Spiel war zwar vieles nicht in Ordnung, aber mit einem Sieg gegen die starken Leverkusener und die Aussicht auf die eher leichte Aufgabe eine Woche später in Mönchengladbach, wäre vieles was die Hinrunde schlecht lief, zumindest einmal übertönt worden.
Aber Pusteblume. Sidney Sam brachte die nicht sonderlich starken Leverkusener nach 30 Minuten in Front. Sam, vor der Saison aus Hamburg gekommen, genoß diesen Augenblick sichtlich. Ein halbes Jahr Leverkusen reicht wohl schon, um mit voller Inbrunst das Logo seines neuen Vereins zu küssen. Solch respekloses Verhalten dem alten Arbeitgeber gegenüber, lässt auf sehr viel verletzten Stolz schließen. Es muss sich wohl sehr viel angestaut haben bei Sam, der keine Zukunft in Hamburg hatte aufgrund von "Vorfällen" welche von beiden Seiten verschwiegen werden, scheinbar um Sams Karriere nicht zu schaden. Wie dem auch sei, es ist hier nicht das Thema einen Emporkömmling mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als er es verdient hätte.
Das 1:1, bezeichnenderweise ein Eigentor vom sonst wieder starken Arturo Vidal, war dann das Halbzeitergebnis, mit dem jeder HSVer sich hätte anfreunden können.
Wie so oft begann der HSV die zweite Halbzeit stark, ließ dann aber, auch wie gewohnt, sehr stark nach. Der eben erwähnte Arturo Vidal köpfte die Gäste nach einer Stunde wieder in Führung und die Spieler in weiß und rot brachen völlig auseinander. Ein Tor von Renato Augusto und ein, nunja, Eigentor von Frank Rost waren die Folgen. Das 4:2 vom schwachen Elia zählte dann schon beinahe nicht mehr.
Ich bin absolut kein Freund von dumpfen Parolen der Fans im Stadion, aber die Reaktion der Fans während und nach dem Spiel ist absolut nachvollziehbar. Ich habe auch sowas von die Schnauze voll.
Lieber Zè Roberto, wenn ihnen das Wetter zu kalt ist, wenn sie keinen Spaß mehr am Hamburger Fussball haben, dann bitte gehen sie.
Lieber Herr Elia, wenn der HSV für sie nur eine Durchgangsstation ist, dann gehen sie, aber bedenken sie. Es wirft ein schlechtes Licht auf sie, wenn sie nur noch durch ungeschickte Äußerungen und Nullleistungen auffallen.
Lieber Herr Guerrero, der HSV stand selbst in schlimmsten Zeiten hinter ihnen und sie zahlen des mit nichts zurück, dann bitte gehen sie.
Dieses Spiel ließe sich noch mit fast jedem Spieler durchziehen (allen voran die Herrn Demel, Petric und Van Nistelrooy), aber ich denke ich habe meinen Standpunkt deutlich gemacht. Kaum ein Spieler ist bereit sein volles Potenzial abzurufen, kaum einer kämpft. Und die die kämpfen, schießen dann beizeiten mit ihren Aussagen über das Ziel hinaus. So geschehen bei Frank Rost und seinen mysteriösen Aussagen und Vergleichen mit Goethes Zauberlehrling. Misstände anprangern okay, aber nicht zum Selbstzweck um von der eigenen schlechten Leistung abzulenken. Zum Glück wurde er zurecht von Sportdirektor Basti Reinhardt zurecht gewiesen.
Reinhardt, selbst oft das Ziel der Kritik der Hamburger, ist an der jetzigen Misere genauso schuldlos wie der ebenfalls oft gescholtene Trainer Armin Veh. Beide im Sommer installiert können allein vom logischen Standpunkt aus garnicht in so kurzer Zeit so viel falsch machen. Bernd Hoffman, seit 7 Jahren in leitender Position allerdings schon. Zwar ist er nicht der Alleinschuldiger für den er von den HSV-Fans, auf der verzweifelten Suche nach einem Sündenbock, gemacht wird. Doch auch meine Zustimmung zu diesem ausgemachten Finanzmeister sinkt immer mehr. In den letzten zwei Jahren sind ihm einfach zuviele Fehler unterlaufen (Stichwort: Sportdirektor-Suche, Alleinherrschaftsanspruch, Bruno Labbadia usw.). Aber wie soll jemand, der von einem Ja-Sager Organ eigentlich kontrolliert werden sollte, Fehler eingestehen, wenn ebendieser Aufsichtsrat ihm beständig den Hintern küsst und sich vor Verantwortung drückt.
Was soll Hoffmann also machen, wenn er, fussballerisch nur wenig begabt, eine Mannschaft auf dem Platz sieht, die einfach versagt. Selbst aufstellen wäre da keine gute Idee, vorallem weil dann wiedermal der von den Fans geliebte Kommentar käme, Hoffmann mische sich zu sehr ins Sportliche ein.
Nein, die Versager stehen letzendlich auf dem Platz und liefern nun schon seit Wochen ein ganz schwaches Bild ab. Diese Saison ist geschenkt und ich hoffe, dass nächste Saison der von Hoffmann schon angedrohte große Umbruch kommt. Der Torso dazu steht schon bereit. Leute wie Dennis Aogo, Marcell Jansen, Jaroslav Drobny und Heiko Westermann werden in der nächsten Saison hoffentlich das Ruder übernehmen. Ihre Aufgabe wird leicht. Schlechter als jetzt kann es garnicht mehr werden.

Trans-van der Vaart

"Rafael van der Vaart am Hamburger Flughafen gesehen." "van der Vaart auf dem Weg nach Hamburg" "um 14 Uhr landet eine Maschine aus Madrid am Flughafen Fuhlsbüttel" "Sylvie wollte eh wieder nach Hamburg zurück" "Ich kenne jemanden der von einem hat dass er eben van der Vaart in der Mönckebergstraße gesehen hat" "Petric zu Stuttgart, van der Vaart soll dafür kommen, ausserdem noch Trochowski weg und Misimovic nach Hamburg" "Raffi wollte ja eh nur nach Hamburg" "Willkommen zurück kleiner Engel"
Nein, das hab ich mir nicht ausgedacht, das sind Aussagen, die ich aus diversen Foren habe. Alle von HSV-Fans in den letzten Jahren seitdem van der Vaart zu Real Madrid gewechselt ist und sich dort mit großem Erfolg durchgesetzt hat. In der ersten Zeit, als ein Wechsel durchaus noch Hand und Fuss hatte, haben auch auf mich diese Beiträge eine gewisse Faszination ausgeübt. Aber wenn sowas zu jeder Wechselperiode sich wiederholt stumpft man irgendwie ab. Sollte man meinen...
Das schöne am letzten Tag der Transferperiode ist, dass alles möglich scheint. Da werden nochmal ganze Rochaden gedreht. Der geht dahin, dafür kommt der, woraufhin jener wechselt usw usf. Stimmt auch, zumindest in Mailand. Der AC hat jetzt mit Pato, Ronaldinho, Ibrahimovic und Robinho eine ganz ansehnliche Offensive (aus Söldnern).
In Deutschland fiel das ganze etwas kleiner aus. Nur Schalke hat nochmal Gillionen in die Hand genommen und muss jetzt aufpassen, dass sie dieses Jahr erfolgreich sind. Sonst wirds düster.
Aber zurück zu van der Vaart. Der soll jetzt wohl für die Tottenham Hotspurs sein wunderbares Spiel vorführen. Und Sylvie in London glänzen. Für 10 Millionen Euro. Wenn die Premier League ihr okay gibt; der Wechsel war nämlich erst in aller aller allerletzer Minute über die Bühne gegangen. Vorher soll der FC Bayern München (!) 21 Millionen (!!) geboten haben. Für einen Spieler, der damals für mickrige 15 Millionen gegangen ist und sich bei Madrid nie durchsetzen konnte. Man sieht, die Gerüchteküche brodelte gestern über. Auf jeden Fall hoffe ich, dass der Wechsel zu Tottenham klappt. Damit wenigstens ein Hamburger Werder aus der Champions League kicken kann.
Das zweite große Gerücht betraf auch wieder den HSV. Mladen Petric sollte zum VfB Stuttgart wechseln. Hier war auch schon mehr dran und Petric zeigte sichheute morgen sehr enttäuscht, dass sein Wechsel nicht hinhaute: " Ich bin sehr enttäuscht. Ich habe vom Verein klare Zeichen erhalten, dass ich wechseln soll. Ich kehre zurück zu dem Verein, der bereit war mich abzugeben. Dennoch werde ich mich in den Dienst des Teams stellen, wenn ich die Chance erhalte." Ja, der HSV war bereit Petric abzugeben, aber nur bei einem entsprechendem Angebot. Armin Veh und die übrigen Verantwortlichen wissen nämlich sehr genau, was sie an Petric haben und dass sie ihn nicht für ein Butterbrot abgeben..
Die 3,5 Millionen die der VfB in Person von Fredi Bobic geboten haben, waren ein Witz. Ein lächerlicher Scheiß-Witz, um es mal drastisch zu sagen. Das ist, als würde jemand Barca ernsthaft 15 Millionen für Lionel Messi bieten. Der arme Bastian Reinhardt kann heute noch nicht arbeiten, weil er sich vor lachen kaum halten kann. Da muss man echt sagen: Fredi Bobic geh wieder zurück zu Sport 1, die haben genausoviel Ahnung wie du von Fussball.
Dass Petric jetzt stänkert, ist wohl auf seine erste Enttäuschung zurückzuführen. Mit ein wenig Abstand wird er merken, dass es vielleicht doch ganz gut war zu bleiben. Mir sind außerdem noch die Worte Petrics von vor ein paar Wochen im Gedächtnis, als er sich ungefähr so äußerte: "Mir ist es lieber ich sitze ein zweimal bei einem starken Club auf der Bank, als dass ich bei einem Verein bin, bei dem ich immer spiele, weil es dort zu mir keine Alternativen gibt." Also Mladen, bleib auf dem Teppich, du bist gut genug, um dich auch dem großen Konkurrenzdruck im Hamburger Sturm zu erwehren. Und nur weil du einmal auf der Bank saßt, ist nicht alles schlecht.
Die Transferliste ist nun geschlossen. Die Bundesliga hat weiter an Attraktivität gewonnen. Von den Leistungsträgern gingen nur Özil und Khedira, allerdings zu Real Madrid. An Hochkarätern kamen hingegen mit Raul, Huntelaar, Ballack und Jurado. Diego kam aus Italien wieder, was einer Hommage an die Bundesliga gleichkommt. Bedenkt man dabei, dass Ligakrösus Bayern München sich aus dem Transfergeschehen auffälig raushielt, ist das ein gutes Zeichen für die größere Bedeutung, die unsere allseits geliebte Liga international genießt.
Und wenn Rafael van der Vaart zur Winterpause wieder am Hamburger Flughafen auftaucht, hat die Bundesliga einen weiteren Star...wahrscheinlich.

Idiotenpack

Der erste Bundesligaspieltag ist zu Ende, wir haben tollen Fussball gesehen. Der HSV hat 2:1 in einem klasse Spiel gegen Schalke 04 gewonnen, dabei überragend gespielt. Ich hätte allen Grund mich zu freuen. Aber ich freue micht nicht. Und warum?
Weil Schande über meinen Verein gebracht wurde. Ein paar Idioten lauerten Samstagnacht in einer wahrscheinlich gezielten Aktion St. Pauli Fans auf, die von ihrem Sieg aus Freiburg wiederkamen. Nichtsahnend und ohne auch nur annähernd provoziert zu haben, wurden eine Mutter und ihr 16-jähriger Sohn, dessen Kumpel und ein etwa 50-jähriger Mann angegriffen. Wie sauer ich zur Zeit bin, lässt sich garnicht in Worte fassen. So eine dumme, unfassbare Aktion. Dieses Verhalten gehört ohne Einschränkung verurteilt. Wie kann man den Fussball nur als Plattform benutzen, um Menschen ohne Grund anzugreifen. Unfassbar!
Und das alles im Hintergrund des in vier Wochen stattfindenden Derbys. Jetzt wird das ganze wohlmöglich hochkochen. Ich hoffe es nicht, aber möglich ist es. Jetzt zu schreiben, wie sehr mich diese Leute aufregen, würde sich aber nicht lohnen. Keine Plattform für Gewalt im Fussball! Das einzige was mir bleibt, ist den Opfern alles alles gute zu wünschen und eine schnelle Genesung. Diese Woche schäme ich mich HSV Fan zu sein.
Ich hoffe trotzdem auf ein schönes Derby gegen den sympathischen Stadtrivalen FC St. Pauli. Mit sehr viel Glück bin ich zu der Zeit sogar in Hamburg und hoffe, egal wie das Spiel ausgeht, mit den Fans beider Seiten zu feiern.
Nun zum Spieltag. Gesehen haben wir einen tollen Spieltag mit vielen Toren. Interessant dabei, dass die beiden Aufsteiger eine klasse Partie lieferten und ihre Spiele jeweils mit 3:1 gewinnen konnten. Die Aussagekraft ist zwar nach dem ersten Spieltag noch gering und die Gegner waren auch nicht die Stärksten, aber wenn sie diese Form so weiter beibehalten, werden wir noch viel Freude an ihnen haben.
Der Aufreger des Wochenendes war aber sicherlich die Aktion von Martin Demichelis. Ich nenn sie mal vorsichtig unglücklich. Ihm wird jetzt vielfach falsche Einstellung vorgeworfen, aber sehen muss man dabei auch mal folgendes: Vielfach wird immer bemängelt, dass Profifussballer immer nur hinter dem Geld her sind. Wenn jemand aber spielen will und deswegen wechselt wird das denn gleich kritisiert. Natürlich ist das keine profihafte Einstellung, aber es ist doch etwas anderes, als das was zum Beispiel ein Carlos Eduardo macht, der seinen Wechsel forciert, weil er weiß, dass es in Russland Milliarden verdient. Dass Hoffenheim trotzdem solch eine Partie abliefert, wie gegen Bremen spricht für die Reaktion der Mannschaft. Phasenweise wurden die Bremer vorgeführt, die, in dieser Form, am Dienstag doch noch um den Einzug in die Champions League zittern müssen, vorallem aufgrund des unglücklichen und unnötigen Gegentors.

Ein Kick wie ein Kropf

Es ist schwer, will man zur Zeit über Fussball berichten und nicht in langweilige Belanglosigkeiten, wie die Extravaganz der neuen Bremer Offesivkraft Arnautovic ,abdriften.
In Härringers Spottschau gibt es zu diesem Thema allerdings eine schöne Karikatur, die ich euch nicht vorenthalten will.











Also weg von der Bundesliga und hin zu dem Thema, dass in den letzten Tagen die größten Wellen in der Presse geschlagen hat: Der Test der Deutschen Nationalmannschaft gegen Dänemark. Nachdem ja nun Jogi Löw die Entscheidung getroffen hatte, seine WM Stammspieler fast alle zu schonen, freuten sich Nationalmannschaftsriesen wie Christian Schulz, dass sie wieder im Aufgebot stehen. Fast schon zynisch die Reaktion von Schulz Verein Hannover 96, die sich positiv überrascht fühlten, dass der Nationalcoach zur Kenntnis nähme, was in Hannover geschieht. Wenn man es als Auszeichnung ansieht, dass man der Ersatz des Ersatz des Ersatz des Ersatz ist, dann kann man tatsächlich zu dieser Erkenntnis kommen. Der Rest der Republik lacht sich derweil kaputt.
Da am Mittwoch auch gleichzeitig die U21 um ihre letzte Chance kämpft zur WM zu fahren(das weitaus interessantere Spiel), bleibt nichteinmal Platz für die Perspektivspieler. Großkreutz und Co werden in der isländischen Kälte hoffentlich ihr Bestes geben.
Die Frage, die deswegen im Raum steht, ist ganz klar: Warum?
Nun, das Spiel war eigentlich geplant als Vorbereitung auf die EM-Qualifikation, die ja schon am 3. und 7. September gegen Belgien und Aserbaidschan startet. Doch was nützt dieser Test jetzt wenn 50 Prozent der Spieler danach nie wieder unter normalen Umständen für ein Länderspiel nominiert werden und (Fast-)Stammspieler wie Trochowski aus "Verletzungsgründen" absagen. Richtig, rein garnichts!
Und auch wenn meine Forderung niemanden zur Kenntnis nimmt und sie auch total sinnlos ist, da das Spiel schon übermorgen ist, plädiere ich für eine Absage des Spiels. Es hat einfach keinen Sinn, schon längst aussortierten Spielern, wie der angesprochene Schulz oder Sascha Riether wieder Hoffnung zu machen. Und Erkenntnisse über die Form der Mannschaft kann man sich auch nicht machen, da die Mannschaft nicht spielt. Einzig die Nominierung von Marco Reus (Borussia Mönchengladbach) ist eine positive Überraschung. Der hat sich allerdings auch verletzt abgemeldet.
Selbst der Gegner Dänemark hat die Sinnlosigkeit dieses Tests eingesehen und sich an Deutschland ein Beispiel genommen. Sie werden auch nur mit einer halben B-Elf antreten.
Ein Muster ohne Wert, das ist das Spiel am Mittwoch.
In diesem Sinne, ihr seid alle eingeladen zu mir zu kommen, um das Spiel zu gucken.